Lauingen, 02.07.2009
 

Als in Lauingen die Ritter zur Schule gingen
Pfarrer Norbert Riemer sprach im evangelischen Gemeindezentrum über die protestantische Vergangenheit der Stadt

Laulngen Man schreibt das Jahr des Herrn 1602. In England tüftelt William Shakespeare an seinen Theaterstücken.Im fernen Padua forscht Professor Galileo Galilei an der Universität. In Lauingen büffeln sieben Barone, 22 Ritter und zwei Patrizier an der Fürstenschule.

.. Insgesamt sind es 187 Schüler und Studenten, die im Jahre des Herrn 1602 diese Einrichtung besuchen. Damals ist die Schule sehr beliebt beim schwäbischen und österreichischen Adel. Heute gibt es sie längst nicht mehr. Die fürstliche Landesschule ist nur noch ein Symbol - für die Blütezeit des Protestantismus in Lauingen. Die gab es um diese Zeit, wie Pfarrer Norbert W. Riemer in seinem Vortrag am Donnerstagabend im evangelischen Gemeindezentrum erläuterte. AnlässIich des 5O-jährigen Bestehens der Christuskirche gab er einen Überblick über die Geschichte des evangelischen Glaubens in der Herzogstadt.

Bereits 1544 war das Fürstentum voll reformiert

Bereits 1544 war das Fürstentum Pfalz Neuburg, zu dem auch Lauingen gehörte, voll reformiert. Im Zuge des Schmalkaldischen Krieges schwang das Pendel zunächst zwar nochmals zugunsten des Katholizismus um - doch 1552 war Lauingen wieder evangelisch. Und das hatte tief greifende Folgen. Zum einen wurden beispielsweise die Andreas- und Leonhardikirche zu zu Wohnungen umgebaut. Zum anderen rief der damalige Pfalzgraf Ottheinrich die Menschen auf, sich in Lauingen niederzulassen. Wohl war es vor allem die Aussicht, auf fünf Jahre von Steuern befreit zu werden, dass viele diesem Ruf folgten. Die Einwohnerzahl des kleinen Donaustädtchens wuchs sprunghaft an - auf rund 6000. Das Gewerbe blühte, der Handel florierte. Just zu dieser Zeit wurde die Lauinger Fürstenschule gegründet. Seit 1563 lehrten Physiker, Mathematiker, Theologen, Ethiker, Politiker, Rechtsgelehrte, Didaktiker und Rhetoriker im ehemalige Augustinereremitenkloster. Zudem gab es dort auch ein Konvikt, in dem 50 Stipendiaten lebten. Finanziert wurde die Schule unter anderem von den Einnahmen des Klosters M. Medingen und Ober- medlingen. Die Absolventen arbeiteten anschließend als Lehre4 Pfarrer, Juristen oder höhere Beamte. Und manch einer heiratete auch ein Mädel aus Lauingen. Pfarrer Norbert W. Riemer sagte in diesem Vortrag: ,,Die Bedeutung der Fürstenschule kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.,,

Evangelisch geprägte Blütezeit bald wieder zu Ende

Diese evangelisch geprägte Blütezeit der Stadt hielt jedoch nicht lange an. Spätestens ab 1616 setzte die Gegenreformation mit Macht ein - die Lauinger sollten nach dem Willen ihres Herrschers wieder katholisch werden. Eine Wahl hatten sie nicht. Schließlich galt seit dem Augsburger Religionsfrieden das Gesetz: ,,Cuius regio elius religio" - was in etwa bedeutet ,,'Wer regiert, bestimmt auch die Religion". Und Pfalzgtaf Wolfgang Wilhelm war katholisch. Alle Widerstände halfen nichts. Der protestierende Stadtrat wurde vom Herrscher kurzerhand abgesetzt. Zahlreiche Protestanten - Handwerker und Handelsleute - verließen die Stadt. Ein Viertel des Steueraufkommens brach weg.
Die Fürstenschule wurde rund 50 Jahre nach ihrer Griturdung ebenfalls geschlossen. Die Ritter, die Professoren - auch sie kehrten der Stadt den Rücken zu. Und selbst, wenn es später eine weitere evangelische Phase von zwei Jahren gab - bis zur Religionsfreiheit im I 9. Jahrhundert dominierten die Katholiken. Erst durch die Heimatvertriebenen im Zweiten Weltkrieg wuchs die evangelische Gemeinde wieder auf über 1000 Mitglieder an.

....................................... ...... VON MARTINA BACHMANN (DZ)











Norbert W. Riemer, gebürtiger Lauinger und Pfarrer
von Burtenbach, zeigte in einem Vortrag wann und wie
groß Luthers Einfluss auf die Bürger der Herzogstadt
war.