Die Christuskirche

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die evangelische Gemeinde durch den Zuzug von zahlreichen Vertriebenen auf über 1000 Mitglieder angewachsen. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche konnte endlich in Angriff genommen werden.
Nach der Fertigstellung des Gemeinde- und Pfarrhauses 1956 wurde am 22. Oktober 1957 der Beschluss gefasst, eine neue Kirche zu bauen. Die Bauarbeiten begannen im Mai 1958. Die Einweihung der Christuskirche wurde am 31. Mai 1959 gefeiert.

Entstanden ist eine der ersten Stahlbetonkirchen in Süddeutschland im eher nüchternen Stil der 50er Jahre. Die Kirche wird von je acht zu beiden Seiten verlaufenden Stahlbeton-gelenkrahmen getragen, die mit Backsteinmauerwerk ausgefacht sind. Der Kirchenbau ist streng nach Osten ausgerichtet. Eine halbrunde Apsis bildet den Abschluss. An der Nordseite, zur Hühlenstraße hin, steht der 21 m hohe Glockenturm. In Anwesenheit zahlreicher Zuschauer setzte ein Hubschrauber der 24. US-Infanterie-Division Augsburg am 30. Dezember 1958 um 10.45 Uhr das 2,85 m hohe und 120 kg schwere Kreuz auf den schlichten Kirchturm. Dieser war wie die ganze Kirche ursprünglich rot gestrichen. Die Außenfarbe sollte das Blut Christi symbolisieren, dem die Kirche geweiht wurde. Nach der letzten Renovierung erstrahlt der Kirchenbau jetzt in freundlichem Gelb.

Der einschiffige Innenraum wirkt mit seiner klaren rechteckigen Form auf den ersten Blick sehr nüchtern. Doch durch die großen, nur durch Sprossen gegliederten rechteckigen Fenster oben unter dem Gesims strömt das Licht in den Raum und macht ihn hell und freundlich. Die Wandflächen sind durch hellgraue Betonpfeiler gegliedert, die sich nach oben zu verbreitern und daher den Eindruck erwecken, dass sie sich leicht nach innen neigen. Von der Seitenwand recken sich trichterförmige Leuchten über die Bankreihen aus hellem Holz. Zusammen mit dem aus hellen Jurakalkplatten bestehenden Fußboden entsteht ein harmonischer Gesamteindruck. Der Dachstuhl ist über dem Längsgesims nach oben offen, seine Form wiederholt im Innern die Pultform des Kirchendaches. Seine Flächen sind grau und nur durch die mit den Betonpfeilern korrespondierenden Betonjoche gegliedert.

Beim Blick zur Orgel auf der Empore an der Westseite fällt an der Brüstung das Christuszeichen XP auf, verschränkt mit Alpha und Omega. Christus ist Anfang und Ende – ein für eine Christuskirche sehr treffendes Motto. Freundlich leuchtet von der Rückwand der Kirche her das Licht aus einem tropfenförmigen Fenster in hellen blau, rot und gelb  gehaltenen Farben, deren Spiralen durch ein Kreuz unterbrochen werden.

Der Gestaltung der Apsis durch Kirchenmaler Günter Dank, München, ist der Text aus der Offenbarung des Johannes 5,6 zugrunde gelegt. Kapitel 5 hat den Untertitel: „Das Lamm empfängt das Buch mit sieben Siegeln“.

In einer Veröffentlichung anlässlich der Einweihung der Christuskirche am 1. Sonntag nach Trinitatis 1959 erklärte Kirchenrat Ernst-Walter Maetschke das Apsisbild und seine Bedeutung:
„Die Christuskirche soll vor allem von vorneherein jedem ihrer Besucher einen entscheidenden Dienst tun damit, dass sie ihn an den wiederkommenden Herrn erinnern will. Schon ein Blick auf das 55 qm große Fresko, das die ganze Apsis hinter dem Altar ausfüllt, macht das deutlich. Dargestellt ist unter Anlehnung an Offenbarung 5, 6 das Lamm Gottes, das zum Zeichen seiner Allwissenheit sieben Augen auf seinem Vlies trägt, das zum Beweis seiner unumschränkten Machtfülle sieben Hörner auf dem Haupt trägt, das von sieben Flammen umgeben ist, welche die Fülle der Gotteswirksamkeit des Geistes darstellen sollen, das schließlich auf einem mit sieben Siegeln verschlossenen Buch steht, dessen Geheimnisse außer ihm niemand zu lösen imstande ist. Eingefasst vom Auge Gottes, gehen von diesem Lamm Lichtstrahlen aus, deren Intensität das letzte Bollwerk Satans, angedeutet durch einen breiten roten Streifen, eindrückt und zerbricht; die hinter dem Bollwerk konzentrierte Macht des Teufels bricht in großen grünen Klötzen auseinander. Die vom
Lamm ausgehenden Strahlen werden von sechs beinahe mannshohen Leuchtern, die im Rund der Apsis stehen, aufgenommen und zu den sechs schmiedeeisernen niedrigen Altarleuchtern weitergeleitet, um symbolisch in den vergoldeten Mittelteil des Altarkreuzes einzumünden.

Das Kreuz bildet also den Mittelpunkt des sakralen Raumes und soll durch seine Synthese von schwarzem Eisen und leuchtendem Gold … an jene Tatsache erinnern, die in einem frommen Lied mit den Worten umrissen wird: „Ein Kreuz bedeckt meine Schuld!“. Das Kreuz selbst trägt keinen Korpus und will dadurch bezeugen, dass wir jederzeit mit der faktischen Gegenwart des auferstandenen Herrn in dem nach ihm benannten Hause zu rechnen haben. Das Gotteshaus wirkt überraschend hell; nur in den Nachmittagsstunden fallen bei Sonnenschein durch das Fenster in der Westwand farbenfrohe Reflexe in das Kirchenschiff. In diesem Raum ist also kein Platz für Dunkelheit
und finstere Schatten: Wo der Herr Christus ist, dort herrscht Reinheit, Freude und Leben!
Dass diese Wahrheit von vielen in der Christuskirche erlebt und gefasst werden möge, ist der innige Wunsch derer, die diese Kirche geplant und gebaut haben. …“

Frau Gertrud Ehrhart
  • 50 Jahre Christuskirche
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