Für ein halbes Jahr muss die Pfarrerstelle bei den Evangelen vakant sein. So auch
derzeit in Lauingen. Höchstädts Pfarrer Jochen Eberhardt übernimmt in dieser
Zeit die Geschäftsführung, Vertrauensfrau Doris Roller hilft kräftig mit.       

Ein Stückchen näher rücken

Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Lauingen hat momentan
keinen Pfarrer. Manche Gottesdienste fallen deshalb aus. Noch hat sich
kein Geistlicher beworben

Advent heißt auch "warten" und "erwarten". In einer neuen Serie berichten wir in der Adventszeit von Menschen, die auf etwas sehr Wichtiges warten. Und davon, was dieses Warten für sie bedeutet. Es sind Geschichten über Geduld, Leid und Freude 'vor allem aber über: Hoffnung

Lauingen      In geschwungener Schrift steht auf dem großen Türschild der Name Friedrich. Wer aber in der Bühlenstraße 3 in Lauingen dort auf die Klingel drückt, läutet vergebens. Denn bei Friedrich öffnet derzeit niemand die Tür. Denn Irene Friedrich wurde am 4. August von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde nach zwölf Jahren offiziell verabschiedet.

"Das ist in Lauingen
ganz bemerkenswert.
Die Mitglieder sind sehr
engagiert und helfen,
wo sie können."

Pfarrer Jochen Eberhardt
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"Uns ist wichtig, dass die
halbjährige Vakanz nur eine
Übergangslösung ist. Wir
wünschen uns ganz dringend
einen neuen Pfarrer."

Vertrauensfrau Doris Roller
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Seither ist der Martin-Luther-Platz neben der Christkirche in Lauingen unbewohnt - zumindest im ersten Stock. Dort befindet sich nämlich die Pfarrerwohnung. Bis 1. März 2014 wird sich an dieser Situation nichts ändern. Denn bei den evangelischen Christen ist es die Regel, dass nach einer Verabschiedung eines geistlichen Oberhauptes die Stelle ein halbes Jahr vakant bleiben muss. Länger nur, wenn sich bis dahin keine neue Pfarrerin, kein neuer Pfarrer oder. kein neues Pfarrerehepaar beworben hat. Und momentan hat sich noch niemand auf die freie Stelle in der Mohrenstadt beworben.
. Ganz zum Bedauern von Doris Roller. Die Ärztin ist seit 20 Jahren im Kirchenvorstand, seit über einem Jahr ist sie die Vertrauensfrau der Kirchengemeinde. "Es geht alles weiter. Aber wir warten auf jeden Fall auf einen neuen Pfarrer und wünschen uns diesen auch dringend", erzählt sie. Denn auch wenn die meisten Gottesdienste wie gewohnt stattfinden, Veranstaltungen und Konzerte trotzdem organisiert werden- es ist ein Mehraufwand für alle, vor allem für die Ehrenamtlichen. "Gemeinsam packen wir es und rücken in dieser Zeit auch ein Stück näher zusammen. Aber wir sehen jetzt einfach, was ein Pfarrer oft im Stillen erledigt hat und jetzt an uns hängen bleibt", so Roller weiter. Eine große Unterstützung ist auch Jochen Eberhardt. Der Höchstädter Pfarrer hat seit der Verabschiedung von Friedrich die Pfarramtsführung in Lauingen übernommen, pendelt manchmal bis zu  drei Mal in der Woche zwischen den Donaustädten hin und her. Seine Aufgaben sind in erster Linie die Leitung des Kirchenvorstands und die damit jetzt verbundenen Umbau-maßnahmen. "Das ist jetzt schon ein großer Brocken", so Eberhardt. Denn sowohl die Pfarrwohnung als auch das Gemeindezentrum sollen komplett renoviert werden. "Nach fast 30 Jahren muss das eben sein", sagt auch Vertrauensfrau Roller. Aber nicht nur deswegen planen die Gläubigen einen Umbau. Damit werde die Stelle .in Lauingen vielleicht auch noch attraktiver. "Es ist nun mal so, dass wir im ländlichen Raum sind und die Stelle nicht so attraktiv ist. Das muss man ganz offen sagen", so Roller weiter. Dabei könne sich eine neue Pfarrerin oder ein neuer Pfarrer vor allem auf eines freuen: engagierte Kirchenmitglieder und eine freie Gestaltung. "Das ist in Lauingen ganz bemerkenswert. Die Mitglieder sind sehr engagiert und helfen, wo sie können", sagt auch Pfarrer Eberhardt, der derzeit zwei Pfarrgemeinden betreuen muss.
. Damit das Kirchenleben auch ohne festen Pfarrer so gewohnt wie möglich weitergeht, helfen aber auch noch viele weitere Geistliche aus der Region. Über Monate hinweg wurden Gottesdienste mit verschiedensten Geistlichen schon geplant. Einzig in Wittislingen, das ebenfalls zur Lauinger Kirchengemeinde zählt, finden derzeit keine Gottesdienste mehr statt. "Das können wir einfach nicht leisten. Es muss nächstes Jahr wahrscheinlich auch eine abgespeckte Osternacht gehen", erzählt Doris Roller. Alles andere laufe so weit wie möglich unverändert weiter, die circa 20 verschiedenen Gruppen oder Kreise organisieren sich selbst.
TEXT und FOTO von SIMONE BRONNHUBER - DZ 07.12.2013