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Der Bericht vom Biergartengespräch:

Von Arbeit bis Altersarmut
Kandidaten diskutierten mit Bürgern in Dillingen über Gerechtigkeit

Dillingen Ein Hauch von Protest wehte gestern Abend durch den Biergarten der Eichwaldstuben in Dillingen. Der Gewerkschaftsbund (DGB) und die ökumenische Gruppe ALG m aus Lauingen hatten zum politischen Biergartengespräch geladen. Die Bundes- beziehungsweise Landtagskandidaten Gabriele Fograscher (SPD), Bettina Merkl-Zierer (Grüne), Marlies Fasching (CSU), Manfred Seel (Linke) und Heinz Liehr (FDP) stellten sich den Fragen des Publikums. Das Thema Arbeit und Gerechtigkeit stand im Zentrum der Diskussion. Etwa sechzig Zuhörer hatten sich in dem Biergarten im ehemaligen Kanu-Club eingefunden, darunter viele Gewerkschafter.


HoPe und Freunde sorgten für die musikalische Umrahmung
 
Thomas Hoffmann
AlgIII-Leiter
 
Thomas Bucher
Moderator

Seel wetterte, immer wieder von Beifall begleitet, gegen die Arbeitsmarktpolitik der Regierung. Während sich Großunternehmer die Taschen vollstopften, verzeichneten 'die Arbeitnehmer keinerlei Zuwächse beim Reallohn. Er forderte: "Wir brauchen endlich leistungsgerechte Löhne." Fasching pflichtete ihm in der Sache bei; plädierte allerdings für die Einführung eines Mindestlohns auf tariflicher Basis. Merkl-Zierer verwies darauf, dass im Landkreis Dillingen rund 10 000 Menschen für einen Lohn unter 8,50 Euro pro Stunde arbeiteten. Ein gesetzlieber Mindestlohn sei daher unausweichlich. Gerechtigkeit bedeute aber auch Geschlechtergerechtigkeit: "Es kann nicht sein, dass Frauen  immer noch  22 Prozent weniger verdienen als. Männer."
Fograscher, die für die SPD bereits im Bundestag sitzt, prangerte insbesondere die Leiharbeit an, bei der viel Missbrauch stattgefunden habe. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Betriebsräte mehr Mitspracherechte bekämen, etwa bei Neueinstellungen.
Für weniger Regeln sprach sich dagegen Heinz Liehr aus, der eine Liberalisierung des Arbeitsmarktes forderte. Die Bedingungen in Deutschland müssten für Unternehmen attraktiv bleiben. Allerdings forderte er auch von den Unternehmern Verantwortung ein.

Grundeinkommen versus Arbeitsanreiz

Vor allem das Thema Altersarmut bewegte das Publikum. Ursula Bergmann sagte: "Ich habe 44 Jahre gearbeitet, wenn ihr. wüsstet, wie viel Rente ich bekomme, würdet ihrtot umfallen." Die SPD stehe für eine Mindestrente von 850 Euro im Monat, sagte Fograscher. Außerdem müsse das Betreuungsangebot für Familien mit Kindern ausgebaut werden, da die Altersarmut auch mit den Ausfallzeiten eines Verdieners in der Familie zu tun habe.
Seel machte sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen stark. Dadurch würden die kostspieligen Kontrollen bei allen anderen Sicherungen wegfallen. Liehr fragte: "Wo ist denn da noch der Arbeitsanreiz?"
Fasching bat am Schluss das Publikum: "Egal, wo Sie ihr Kreuz machen, geben Sie zur Wahl!"


Hatten viel zu diskutieren (von links): Heinz Liehr, Manfred Seel, Bettina Merkl-Zierer, Gabriele Fograscher, Marlies Fasching, Georg Steinmetz (ALG III), Antonie Schiefnetter (DGB)

VON STEFAN REINSOLD - DZ