60 Jahre Christuskirche



Vor 60 Jahren, am 31. Mai 1959 wurde unsere Christuskirche vom damaligen Landesbischof Herrmann Dietzfelbinger geweiht.
60 Jahre – das ist für eine Kirche nicht alt! Um zu verstehen, warum Lauingen erst so spät eine eigene evangelische Kirche bekam, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen.
Die erste evangelische
Gemeinde Lauingen

Der Protestantismus hat in Lauingen eine lange und wechselvolle Geschichte. Lauingen war während der Reformationszeit ein geistiges und geistliches Zentrum und erlebte gleichzeitig in den knapp 100 reformatorisch geprägten Jahren eine wirtschaftliche Blütezeit. 1542 führte der Landesherr Ottheinrich von Pfalz-Neuburg in seinem Herrschaftsbereich, zu dem Lauingen als zweite Residenzstadt gehörte, die Reformation ein und so wurde Lauingen evangelisch.
Die evangelische Gemeinde erhielt die 20 Jahre vorher fertiggestellte Stadtpfarrkirche St. Martin.In den folgenden Jahren blühte Lauingen durch gute
wirtschaftliche Verhältnisse auf und so konnte der Bau des Kirchturms des Martinsmünsters vollendet werden.1560 wurde das erste Taufbuch angelegt.
Jähe Änderung brachte das Jahr 1613, als der junge Herrscher Herzog Wolfgang Wilhelm zum Katholizismus übertrat und das Gleiche von seinen Untertanen verlangte. Die evangelische Gemeinde
musste das Martinsmünster herausgeben. Evangelische
Gottesdienste fanden in der Augustiner- oder der Spitalkirche statt. Die Bürgerschaft wehrte sich gegen
die Rückkehr zum katholischen Glauben.1620 wurden die evangelischen Ratsherren entlassen und durch katholische ersetzt. Etwa 130 evangelische Familien wanderten aus religiösen Gründen aus und die Stadt verlor dadurch ein Viertel ihres Steueraufkommens. Bis etwa 1625 war die Rekatholisierung Lauingens abgeschlossen.
Der lange Weg
zur eigenen Kirche

Erst im Laufe des 19.Jahrhunderts zogen wieder Evangelische in die Stadt. 17 sind für 1852 verbürgt.
Diese wurden der protestantischen Pfarrei Haunsheim zugewiesen. Bis 1895 wuchs die Zahl der

  Evangelischen in Lauingen auf 131 Gläubige an. Sie bildeten einen Ausschuss zur Vertretung ihrer Interessen, wobei es ihr vorrangiges Ziel war, einen Raum für 12 Gottesdienste im Jahr zu bekommen. Ein 1898 gegründeter evangelischer Kirchenverein bemühte sich um die Errichtung eines eigenen Kirchengebäudes, doch alle Anstrengungen scheiterten an fehlenden Finanzen.
In den 1930er Jahren war Lauingen mit 360 Gemeindegliedern die größte evangelische Gemeinde
Südbayerns ohne Kirche und ohne eigene Verwaltung und wurde nach wie vor von der Gemeinde Haunsheim
mitbetreut. Erst nach dem 2. Weltkrieg kam erfolgversprechende Bewegung in das Anliegen der
evangelischen Lauinger. Durch die Flüchtlingsströme nach dem Krieg hatte sich die evangelische Gemeinde wesentlich vergrößert. Im Jahr 1948 gab es 1081 Evangelische in Lauingen.
Am 1.Januar 1952 wurde die evangelische Gemeinde Lauingen unabhängig von Haunsheim und vier Jahre
Die Grundsteinlegung

später am 1. April 1956 wurde Lauingen eine eigene
Evangelisch-Lutherische Pfarrei im Dekanat Neu-Ulm. Der damalige Lauinger Pfarrer Maetschke trat unermüdlich für ein eigenes Gemeinde- und Pfarrhaus ein, bis der Landeskirchenrat den Bau eines Gemeindehauses sowie einer Kirche genehmigte. Das Gemeinde- und Pfarrhaus wurde bis zum Oktober 1956 fertiggestellt.
Der Große Gemeindesaal
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Bauen und Renovieren
Mit dem Bau der Christuskirche wurde im April 1958 begonnen. Die Erstellung des Rohbaus übernahm
Die Kreuzmontage

die Landeskirche, für den Innenausbau musste die Kirchengemeinde selbst aufkommen.
Der Bau schritt zügig voran. Es entstand eine streng nach Osten orientierte Kirche von 23,55 m Länge und 15,00 m Breite mit der halbrunden Apsis an der Ostwand, die einen Radius von 3,85 m aufweist, und hinten an der Nordseite dem 21,05 m hohen Turm (einschließlich des Kreuzes 24,95 m). Die Kirche wird von je acht zu beiden Seiten verlaufenden Stahlbetongelenkrahmen getragen, die mit Backsteinmauerwerk ausgefacht sind.

Die Apsis

Im Anbau an der Südseite befinden sich die Sakristei und zwei Nebenräume.
Das 2,85 m hohe und 120 kg schwere Kreuz setzte ein Hubschrauber der 24. US-Infanterie-Division Augsburg am 30. Dezember 1958 um 10.45 Uhr in Anwesenheit zahlreicher Zuschauer auf den Kirchturm. Am 31. Mai 1959 fand die Einweihung der neu erbauten Christuskirche statt. 220 500,-- DM hatte die Kirche insgesamt gekostet. Zahlreiche Geistliche, an ihrer Spitze Landesbischof Dr. D.D. Hermann Dietzfelbinger, sowie Würdenträger der römisch-katholischen Kirche und des öffentlichen Lebens nahmen an dem Fest teil.
Kreisdekan OKR Arnold Schabert aus München
weihte die Kirche ein und betonte in seiner Ansprache,
dass die Gemeinde hier eine Stätte gefunden habe, die nun ihre Heimat sei, nachdem sie diese so lange habe entbehren müssen. Die Kirche solle zu einem Ort werden, in der die gesprochenen Worte und
 

gespendeten Sakramente immer wieder daran erinnern sollten: Hier hast Du eine bleibende Stätte bei Gott, dem Herrn, aus der Du nicht ausgestoßen wirst.
Das war eine willkommene Botschaft an die Lauinger Evangelischen, die sich so lange nach einer eigenen Kirche gesehnt hatten. Landesbischof Dietzfelbinger erinnerte in seiner Festpredigt daran, dass es Gott geradezu dränge, mit uns Menschen zu reden und
die Sünden zu vergeben. Die Menschen sollten sich freuen, dass Gott so nahe ist, denn die, die die Stimme ihres Hirten hörten, sammelten sich in der Kirche. Der
Name „Christuskirche“ besage, dass sich hier eine christliche Gemeinde versammeln wolle, um Gottes Wort zu hören.
Auf dem Platz vor der Kirche waren Bänke aufgestellt und eine Lautsprecheranlage übertrug den Gottesdienst nach draußen, da viele der Gläubigen drinnen keinen
Platz mehr fanden.
Eine Baustellenbegehung

Auch an einer Kirche und einem Gemeindezentrum nagt im Lauf von 60 Jahren der Zahn der Zeit. So
wurde 1973 das Gemeindezentrum außen renoviert. Zwischen 1986 und 1992 erfolgte unter Pfarrer
Bierbaum die Gesamt-Außen- und Innensanierung von Christuskirche und Gemeindezentrum. 2003 wurde eine neue Heizung im Gemeindezentrum installiert und
2005 folgte die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf dem Kirchendach.
Im Jahr 2009 wurde der Kirchplatz zum 50-jährigen Jubiläum der Christuskirche neugestaltet. Dabei
wurde in die Pflasterung ein Kreuz integriert.
2015 schließlich erfolgte eine erneute Gesamtsanierung des Gemeindezentrums sowie der Pfarrwohnung, die grundlegend saniert und dem heutigen Wohnstandard
angepasst wurde. Im Gemeindezentrum wurden das
Pfarrbüro, das Amtszimmer, die Küche und die Toilettenanlage sowie der große Gemeindesaal
renoviert und neu angeordnet, so dass nun mehr Platz zur Verfügung steht. Auch eine neue Heizungsanlage,
neue Fenster und Türen und eine neue Medienausstattung wurden installiert.


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Die Christuskirche -- Zentrum eines engagierten und fröhlichen Gemeindelebens
Unzählig viele Menschen haben in den vergangenen 60 Jahren dazu beigetragen, das Gemeindeleben unserer evangelischen Gemeinde zu bereichern und zum Blühen zu bringen – mit viel Engagement, Ideenreichtum, Organisationstalent und Liebe zu ihrer Kirche.
Neben den „hauptamtlichen“ PfarrerInnen, VikarInnen, PrädikantInnen, LektorInnen, MesnerInnen, OrganistInnen bei der Gestaltung von Gottesdiensten gehören dazu all die vielen ehrenamtlichen HelferInnen, ohne die die zahllosen Aktivitäten einer Kirchengemeinde nicht möglich wären.
Hier eine kleine, sicherlich unvollständige Aufzählung:
Das Kindergottesdienstteam / verschiedene Gottesdienstteams / der Kirchenchor / die Besuchsdienste / der Bibelkreis / die Bastelgruppe / die Seniorennachmittage / der Diakonieverein / die Kinder- und Jugendgruppen / das Gemeindebriefteam / die Austräger des Gemeindebriefs / Gemeindefreizeiten
 

und Gemeindeausflüge / das Gemeindefest / die
Ökumenarbeit / die Kirchenpfleger und sicher noch
viel mehr …
Für das Gelingen all dieser Aktivitäten – Gottesdienste,
Gruppen, Veranstaltungen, Baumaßnahmen braucht es natürlich auch eine zentrale Anlaufstelle – das Sekretariat. Ohne unsere engagierten Sekretärinnen, die in all den Jahren stets für eine reibungslose Durchführung all dieser Aufgaben und Aktivitäten sorgten, wäre ein so vielfältiges Gemeindeleben nicht möglich! Heute beträgt die Zahl unserer evangelischen Gemeindeglieder 1848.
Am 7.Juli 2019 wurde das 60-jährige Bestehen der Christuskirche in einem Familiengottesdienst und im Rahmen des sich anschließenden Gemeindefests mit vielen Besuchern gefeiert.
Eine so große lebendige Gemeinde wird auch zukünftig – so wie in der Vergangenheit – immer Menschen finden, die sich gern in der Kirchengemeinde engagieren und so auch unseren christlichen Glauben weitertragen.


Familiengottesdienst zum 60. Geburtstag
Erinnerungen an das 50jährige Jubiläum 2009!