Aktivitäten während des UNESCO-Projektes | ||
Der nächtliche Schimmelreiter | ||
Die kürzeste Verbindung zwischen Blindheim und Gremheim führte früher über den „Nebelsteg", der kurz vor der Einmündung in die Donau den Nebelbach überquert. Am Steg soll es früher in den Nachtstunden recht aufregend zugegangen sein. In der Ludwigstraße zu Blindheim wohnte einst ein fleißiger und rechtschaffener Rechenmacher. In den Wintermonaten fertigte er einen großen Vorrat von Heu- und Grasrechen an, mit denen er dann im Frühjahr und Sommer bei den Bauern in den umliegenden Orten hausieren ging. Besonders in den Riedorten Buttenwiesen und Pfaffenhofen fand seine Ware guten Absatz, so dass er sich mit seinem Sohn oft dorthin auf den Weg machte. Es kam nicht selten vor, dass sich Vater und Sohn nach guten Geschäften bei einem Glas Bier verspäteten und erst in tiefer Nacht den Heimweg nach Blindheim antraten. Als sie einmal um die Mitternachtsstunde den Nebelsteg betraten, erhob sich plötzlich ein heftiger Wind, der im Nu zu einem wild tobenden Sturm anwuchs. Mitten im Sturmesbrausen erschien den beiden ein Reiter ohne Kopf, der einen mächtigen Schimmel ritt. Angesichts dieser ungewöhnlichen Erscheinung wurde den beiden Heimkehrern unheimlich zumute. Deutlich konnten Vater und Sohn das Schnauben und Wiehern des feurigen Rosses vernehmen. Plötzlich schleuderte sie eine unsichtbare Macht zu Boden. Erst als der kopflose Reiter im feurigen Galopp über die Wellen der alten Donau gesprengt war und einem nahe liegenden Wäldchen zujagte, konnten die Überraschten aufstehen. Klopfenden Herzens suchten sie zu Hause Zuflucht. Anderen Blindheimern soll es ähnlich ergangen sein, als sie um die Mitternachtsstunde den Nebelsteg passierten. Nach der Art der altertümlichen Montur soll es sich bei dem geisternden Schimmelreiter um einen ausländischen Offizier handeln, der in der großen Schlacht von 1704 schwer verwundet wurde. Fast ausgeblutet war er vom Nebelsteg ins Wasser gestürzt und konnte nun in fremder Erde keine Ruhe finden. |
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Der Text wurde entnommen aus dem Buch "Sagen des Landkreises Dillingen", Herausgegeben und bearbeitet von Alois Marb, Hans Bäuml und Martin Griffig mit Zeichnungen von Arnulf Kratzer, 1971 | ||
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