Kosovo (Serbien-Montenegro)
Nichtbeachtung der Menschenrechtsklausel des Rücknahmeabkommens durch das Belgrader Regime:
Rückkehrer werden gedemütigt und mißhandelt
Göttingen, 8.9.1997
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) lehnt die Repatriierung der rund 120.000 Kosovo-Albaner, wie sie zur Zeit durchgeführt wird, weiterhin ab. Die albanische Mehrheitsbevölkerung wird nach wie vor durch die serbischen Behörden unterdrückt. Die Bedingungen, die zur Flucht Hunderttausender Albaner ins Ausland geführt haben, haben sich nicht verändert: Serbien führt sich unverändert wie eine Besatzungsmacht auf und hält an seiner apartheid-ähnlichen Herrschaft im Kosovo fest.
Seit den ersten Abschiebungen - noch vor dem Inkrafttreten des Rückübernahmeabkommens
-
bemühen sich die GfbV, albanische Organisationen, Flüchtlingsräte
und kirchliche Initiativen,
das Schicksal zurückgekehrter albanischer Flüchtlinge nach
Serbien den Umständen
entsprechend zu verfolgen. Inzwischen dürfte eins mehr als deutlich
sein:
die im Rückübernahmeabkommen vereinbarte Respektierung
der Menschenrechte und der Würde der Rückkehrer wird von den
serbischen Behörden nicht beachtet.
Die GfbV erfährt wahrscheinlich nur von einem sehr geringen Teil
der Mißhandlungen und
Demütigungen von Rückkehrern durch die serbischen Behörden;
die Betroffenen müssen
schließlich eine gehörige Portion Mut aufbringen, wenn sie
sich nach den erlittenen
Demütigungen an die kosovo-albanischen Institutionen wenden und
damit das Risiko
eingehen, wegen der Verbreitung dieser Informationen den Zorn der serbischen
Verfolger auf
sich zu ziehen.
Besonders empörend ist aus Sicht der GfbV die anhaltende enge
Zusammenarbeit
der deutschen und serbischen Behörden bei den Abschiebungen.
Es scheint die
deutschen Innenminister und die Bundesregierung nicht zu stören,
daß ihr Partner, die
serbischen Innenbehörden und die serbische Polizei die wichtigste
Stütze der
Milosevic-Diktatur sind - einem Regime, das beispielsweise die Massenmorde
in Srebrenica
initiiert und organisatorisch wie personell ermöglicht hat.
Die GfbV wiederholt daher ihre Kritik vom 7.5.1997:
Anhang
Körperliche Mißhandlungen
Am 2.4.1997 wurde der abgelehnte Asylbewerber Vehbi Nuhiu aus Gnilane/Gjilan
zusammen
mit 70 Personen aus Stuttgart abgeschoben. In Pristina wurde er verhaftet,
verhört und
körperlich mißhandelt. Unter den Abgeschobenen
war auch Bedri Ramaj, der am Flughafen
Pristina verhaftet, verhört und geschlagen wurde. Ebenfalls am
2.4.1997 wurde Kadrush
Brovina abgeschoben und bei der Ankunft in Pristina schwer körperlich
mißhandelt. Er mußte
sich wegen Nierenblutungen ärztlich behandeln lassen.
(Diakonisches Werk Baden-Württemberg 15.7.1997)
Am 29.5.1997 verhaftete die Polizei Ramadan Behluli aus einem Dorf bei
Stimje, der zeitweilig
in Deutschland arbeitet. Er wurde von fünf Polizisten körperlich
mißhandelt. Danach wurde
sein Vater abgeholt, verhört und zum Sicherheitszentrum in Ferizaj/Urosevac
vorgeladen.
CDHRF REPORT NO.355
Der abgelehnte Asylbewerber Fatmir Ali Dragidella und seine Frau Rrushe
aus Gremniku bei
Klina wurden von der Polizei am 27.5.1997, 29.5. und am 3.6. zum Sicherheitszentrum
in
Pec/Peja vorgeladen. Der Polizist Zvonko Ilicic verhörte sie über
ihren Aufenthalt in
Deutschland und beleidigte sie wegen ihrer Nationalität. Fatmir
wurde körperlich mißhandelt.
Sein Paß wurde eingezogen.
CDHRF REPORT NO.356
Am 10.6.1997 wurde der abgelehnte Asylbewerber Nijazi Zenel Berisha
aus einem Dorf bei
Ferizaj/Urosevac zusammen mit 140 anderen Albanern aus Deutschland
abgeschoben. Die
Polizei in Belgrad nahm ihn fest. Er wurde körperlich mißhandelt,
weil er kein Serbisch sprach.
Sein Paß und Ausweis wurden eingezogen. Wegen seiner Verletzungen
mußte er sich ärztlich
versorgen lassen.
CDHRF REPORT NO.357, KOSOVA DAILY REPORT No. 1161.
Am 30.7.1997 wurde der abgelehnte Asylbewerber Naim Zeqiri aus Vushtri/Vucitrn
am
Flughafen in Pristina verhaftet, ins Sicherheitszentrum gebracht und
körperlich mißhandelt.
Sein Paß wurde eingezogen.
CDHRF REPORT NO. 364
Der
aus Deutschland zurückgekehrte abgelehnte Asylbewerber Shemsi Braha
aus einem Dorf
bei Kacanik wurde vom 10.7. bis 15.7.1997 in der Polizeistation von
Kacanik festgehalten und
nber seinen Aufenthalt in Deutschland verhört. Er wurde körperlich
mißhandelt. Am 24.7.
mußte er zur Polizei nach Ferizaj/Urosevac. Dort wurde er körperlich
mißhandelt.
CDHRF REPORT NO. 364
Festnahmen bei der Rückkehr und Verhöre bei der Polizei
Am 16.4.1997 wurde der abgelehnte Asylbewerber Bajram Sadik Pireva
nach Pristina
abgeschoben. Zusammen mit 40 anderen Albanern wurde er am Flughafen
in Pristina verhört,
ihre Papiere wurden eingezogen. Bajram Pirevas Papiere wurden ebenfalls
beschlagnahmt, er
mußte sich beim Sicherheitszentrum in Pristina melden, um einen
Ausweis zu bekommen.
CDHRF REPORT No. 356
Der Albaner Basri Salihu aus einem Dorf bei Lipjan wurde am 25.4.1997
aus Deutschland
abgeschoben und am Flughafen in Belgrad verhaftet. Er wurde am selben
Tag zur Polizei nach
Lipjan gebracht und wurde dort mehrere Tage festgehalten. Dann wurde
er ins Gefängnis in
Pristina gebracht und mehrere Tage festgehalten. Seine Familie durfte
ihn nicht sehen und
wurde über seinen Aufenthaltsort belogen.
KOSOVA DAILY REPORT No. 1129
Der abgelehnte Asylbewerber Xhevat Musliu aus einem Dorf bei Gllogoc/Glogovac
kehrte am
21.4. aus Deutschland zurück und wurde von der Polizei in Belgrad
festgehalten und über
seinen Aufenthalt in Deutschland verhört. Ihm wurde befohlen,
sich im Sicherheitszentrum in
Gllogoc zu melden.
CDHRF REPORT NO.352
Am 28.4.1997 wurde Sali Bajraktari von Frankfurt aus zusammen mit elf
weiteren Personen
nach Belgrad abgeschoben. Bei der Ankunft wurden alle zwölf festgenommen
und verhört.
(Diakonisches Werk Baden-Württemberg 15.7.1997).
Der abgelehnte Asylbewerber Xhevat Morina aus Burim/Vrela, der vor einiger
Zeit aus
Deutschland zurückgekehrt ist, wurde am 30.4.1997 verhaftet und
mehrere Stunden lang auf
der Polizeistation in Rahovec verhört. Sein Paß wurde eingezogen.
KOSOVA DAILY REPORT No. 1134, 6.5.1997
Am 30.4.1997 führten die deutschen Behörden eine Massenabschiebung
durch, bei der 114
abgelehnte Asylbewerber den serbischen Behörden überstellt
und nach Pristina ausgeflogen
wurden. Mindestens sieben von ihnen wurden unmittelbar nach der Ankunft
verhaftet. Einer
von ihnen, Sefer Karaxha aus einem Dorf bei Gllogovc/Glogovac, wurde
erst nach fünf Tagen
wieder freigelassen. Er wurde beim Verlassen des Flugzeugs abgeführt.
In der Haft wurde er
über eine Betrugsangelegenheit in dem Betrieb "Feronickel" verhört,
wo er sechs Jahre zuvor
gearbeitet hatte.
CDHRF Report No. 351, KOSOVA; DAILY REPORT No. 1134, 6.5.1997
Azem Demir Haxhaj (1949) aus einem Dorf bei Suhareka/Suva Reka wurde
am 1.5.1997 bei
der Rnckkehr aus der Schweiz in Subotica (Vojvodina) aus unbekannten
Grnnden verhaftet.
CDHRF REPORT NO.352, KOSOVA DAILY REPORT No. 1134, 6.5.1997
Die abgelehnten Asylbewerber Fadil Krasniqi und Mihrije Rama (1944)
aus Vushtrri/Vucitrn
waren "freiwillig" zurnckgekehrt und wurden in Belgrad am 3.5.1997
verhaftet. Sie waren von
Düsseldorf nach Pristina geflogen, wo sie verhaftet und nach Belgrad
geschickt wurden.
CDHRF REPORT NO.352, KOSOVA DAILY REPORT No. 1134, 6.5.1997
Die außenpolitische Sprecherin der Demokratischen Liga für
Kosova LDK, Edita Tahiri,
wurde bei der Einreise nach Kosovo aus Mazedonien in Hani i Elezit
drei Stunden lang
festgehalten und belästigt. Ihr Auto und ihr Gepäck wurden
akribisch durchsucht.
Frau Tahiri kam von einer Reise aus Deutschland und den Niederlanden
zurück,
wo sie Begegnungen mit Politikern hatte.
KOSOVA DAILY REPORT No. 1136, 8.5.1997
Am 17.5.1997 kehrte der abgelehnte Asylbewerber Azem Halil Haxholli
aus München nach
Pristina zurück, wo er festgenommen und nach Skopje abgeschoben
wurde. Von dort wurde er
nach Pristina zurückgeschoben, dann nach Belgrad. Am 23.5. gelang
es seiner Familie
endlich, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Es stellte sich heraus, daß
er seit fünf Tagen nichts
gegessen hatte und dauerhafter psychischer Mißhandlung ausgesetzt
war. Die Polizisten, die
ihn verhörten, beschuldigten ihn, ein Terrorist zu sein.
CDHRF REPORT NO.354
Am 21.5.1997 wurde Baki Abdullahu aus einem Dorf bei Gnilane/Gjilan,
der am 29.4. aus
Deutschland abgeschoben worden war, zu einem "informativen Gespräch"
abgeholt. Zwei
Polizisten verhörten ihn über seinen Aufenthalt in Deutschland
und eine angebliches
militärische Ausbildung dort.
CDHRF REPORT No. 356
Am 14.6.1997 nahm die Polizei am Flughafen in Pristina den abgelehnten
Asylbewerber Abit
Haziri aus dem Dorf Llausha bei Skenderaj/Srbica fest, der aus der
Schweiz abgeschoben
worden war.
CDHRF REPORT 358, KOSOVA DAILY REPORT # 1164, 17.6.1997
Am 16.6.1997 wurde Syla Maksutaj, ein LDK-Aktivist und Mitglied der
Vereinigung der
politischen Gefangenen in Istog/Istok zu einem "informativen Gespräch"
mitgenommen und
über seinen Aufenthalt in Deutschland, über seine politischen
Aktivitäten und die Kosovo-
Exilbewegung verhört.
CDHRF REPORT No. 358
Die Belgrader Polizei beschlagnahmte am 26.6.1997 den Ausweis von Riza
Krasniqi aus dem
Dorf Kriveniku bei Hnai i Elezit, der aus Deutschland abgeschoben worden
war.
CDHRF REPORT 360
Am 1.7.1997 Am 1.7.1997 wurden Rizah and Florije Berbatovci aus Godanci
bei
Glogovac/Gllogovc, die am 16.6.1997 aus Deutschland abgeschoben worden
waren, zu
"informativen Gesprächen" vorgeladen und verhört, wie sie
nach Deutschland gekommen
waren und ob sie Asyl beantragt hatten.
CDHRF REPORT NO.360
Am 3.7.1997 wurde Xhevat Idriz Shala, der am 11.6.1997 aus Deutschland
abgeschoben
worden war, zu "informativen Gesprächen" über seinen Aufenthalt
in Deutschland zum
Sicherheitszentrum in Pec/Peja vorgeladen. Die Polizei gab ihm den
Ausweis zurück und
sagte, er würde seinen Paß zurückbekommen, wenn er
mit der Polizei zusammenarbeite.
CDHRF REPORT 360
PRIZREN: Am 1.7., 3.7. und 8.7.1997 wurde Flurim Elshani aus Dushanova
bei Prizren, der
am 24.6.1997 aus Deutschland abgeschoben worden war, zu "informativen
Gesprächen"
vorgeladen.
CDHRF REPORT 361
MALISHEVA: Am 8.7.1997 wurden der Lehrer Fatmir Hoti und die Brüder
Jahir and Feriz
Gashi aus Caralluka bei Malisheva/Malisevo aus unbekanntem Grund zur
Polizei vorgeladen.
Die Behörden hatten vorher Jahirs Paß eingezogen, als er
aus Deutschland zurückgekehrt war.
CDHRF REPORT 361
Am 9.7.11997 wurde Kadri Feti Salihu aus Berivojca bei Kamenica, der
am 12.6.1997
abgeschoben worden war, zum Sicherheitszentrum in Kamenica vorgeladen.
CDHRF REPORT 361
Am 17.7.1997 wurde Shemsi Bellopoja aus Resnik bei Vushtri/Vucitrn zur
Polizei vorgeladen.
Er war aus Deutschland abgeschoben worden. Ihm wurde befohlen,
sich im
Sicherheitszentrum in Mitrovica zu melden.
CDHRF REPORT 361
Am 31.7.1997
wurde Muhamet Kerolli aus Polac bei Skenderaj/Srbica in Belgrad verhaftet.
Er
war zusammen mit seiner Familie auf dem Rnckweg aus Deutschland, wo
er um Asyl gebeten
hatte. Er wurde verhört und seine Papiere eingezogen.
CDHRF REPORT 366
Am 12.8.1997 wurde Arif Ajvazi aus Kopernica bei Kamenica, der zeitweilig
in der Schweiz
arbeitet, auf dem Weg nach Hause von der serbischen Polizei in Subotica
an der serbisch-
ungarischen Grenze verhaftet.
CDHRF REPORT 366
Bedrohung und Einschüchterung von Angehörigen
Am 28.5.1997 durchsuchte die Polizei das Haus von Xhemajl Muca,
der in der Schweiz lebt.
An seiner Stelle wurde sein Sohn Sedat als Geisel genommen. Er sollte
eine Waffe
aushändigen, die sein Vater angeblich besitzen soll. Außerdem
wurde Frau Hava M. Muqa
eingeschüchtert. Die Polizei suchte nach ihrem Sohn, der vor neun
Monaten in Deutschland
gestorben ist. Als die Polizisten das erfuhren, wollten sie wissen,
wo sich der zweite Sohn
Kadri aufhält, der in der Schweiz ist.
KOSOVA DAILY REPORT #1153, 2.6.1997, CDHRF REPORT No. 356
Am 4.6.1997 durchsuchten zwei Polizisten das Haus von Kadri Miftar Mehmeti
im Viertel
"Ura e Gjakut" in Mitrovica und beschlagnahmten zwei registrierte Waffen,
die seinen Brüdern
gehören, die in Deutschland sind. Kadri wurde verhaftet und körperlich
mißhandelt. Er mußte
sich danach zweimal bei der Polizei melden.
CDHRF REPORT NO.356
Am 6.6.1997 verhörte die Polizei Zeqir (Beqir) Demiri aus einem
Dorf bei Skenderaj/Srbica.
Er wurde mit der Auflage freigelassen, seinen Sohn Gazmend, der in
der Schweiz ist, in drei
Tagen zum Verhör herbeizuschaffen.
CDHRF REPORT 358
Am 18.6.1997 wurde Bedri K. Osmani aus Izbica bei Skenderaj/Srbica zur
Polizeistation in
Runik wegen Waffenbesitz vorgeladen. Als er schon auf dem Weg nach
draußen war, hielt ihn
ein Polizist namens Zoran aus dem Dorf Rakos auf. Osmani wurde dann
über eine Stunde lang
festgehalten und geschlagen. Der Polizist wollte, daß Herr Osmani
seinen Bruder aus der
Schweiz einladen sollte, damit er mit ihm, dem Polizisten, ein Geschäft
machen könnte.
KOSOVA DAILY REPORT # 1168, 23.6.1997
Am 2..7.1997 wurde Ferat Bala aus Dumnica bei Vushtri/Vucitrn zur Polizei
mitgenommen und
über seine Söhne Arben and Hazir Bala verhört,
die in Deutschland sind.
CDHRF REPORT 360
Am 22.7.1997 durchsuchten zwei Polizisten das Haus von Sabedin Lam in
Mitrovica, nach
seinen Söhnen, die in Deutschland sind.
CDHRF REPORT 363
Am 7.8.1997 durchsuchte die Polizei die Häuser von Ramadan Sadri
Kastrati, Ramadan Rashit
Kastrati, Ekrem Bikaj und and Rufat Latifaj in einem Dorf bei Kamenica,
die in der Schweiz
sind. Anstelle von Ekrem und Rufat mußten sich ihre Brüder
bei der Polizei in Kamenica
melden.
CDHRF REPORT No. 365