Wertingen, den 14. Oktober 1997
An den
Bayerischen Staatsminister des Inneren und
Mitglied der Landessynode der Evang.-Luth. Kirche in Bayern
Herrn Dr. Günther Beckstein
Odeonsplatz 3
80539 München
Das Wichtigste: Besim Makici (Makiqi), einer der vier am 16. 9.1997
Abgeschobenen, sitzt
derzeit in Mitrovica / Kosova im Gefängnis.
Der Grund seiner Haft und sein persönliches Befinden sind nach wie
vor
unbekannt.
Bei weiteren Abschiebungen ist ein ähnlicher "Ausgang" zu befürchten.
Wenigstens in den nächsten Monaten sollen keine Abschiebungen erfolgen.
Abschiebestopp für Kosova-Albaner !
Sehr geehrter Herr Dr. Beckstein, Staatsminister des Inneren und Mitglied der Landessynode,
ich wende mich an Sie aus Anlaß der am 16. September 1997 erfolgten Abschiebungen aus Wertingen - und vor allem, weil ich weitere Abschiebungen befürchte.
Seit jetzt 5 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Asyl und pflege - zum Teil recht tiefe - Kontakte zu Flüchtlingen aus Jugoslawien, fast alle aus Kosova, die in Wertingen und Umland vorübergehende Heimat gefunden haben. Der "Unterstützerkreis Asyl Wertingen" wurde 1992 in Zusammenarbeit mit der Stadt Wertingen, den Kirchengemeinden, Schulen und Wohlfahrtsverbänden und vielen Einzelpersonen gegründet, um ein positives Zusammenleben zwischen Asylsuchenden und einheimischer Bevölkerung zu bewirken. Das ist - gerade in der schwierigen Anfangsphase - in den ersten Jahren gut und danach einigermaßen gut gelungen. Vielen konnten wir in den ersten Jahren - mit Unterstützung aus der Bevölkerung und der einheimischen Wirtschaft - zu Arbeit und Wohnung verhelfen.
Über die Art der Durchführung und Argumentation bei Asylverfahren möchte ich mich hier nicht weiter ausbreiten, aber mir sind mehrere Einzelfälle bekannt, wo ich über unseren "Rechts"-, Sozial- und derzeitigen "Spar"-Staat sehr verwundert bin. Inzwischen sind viele Asylbewerber der "ersten Generation" nach geltender Rechtslage "ausreisepflichtig" geworden.
Aus vielen Gesprächen in den vergangenen Jahren weiß ich,
daß die meisten von diesen Kosova-Albanern lieber heute als morgen
zurück in ihre Heimat gehen wollen, wenn dort nur ein menschliches
und menschenwürdiges Leben in gesicherten Rechtsverhältnissen
möglich wäre.
Von denen, die Arbeit haben, weiß ich, daß sie ihre (Groß-)Familien
- und über einen Hilfsfond auch weitere Landsleute - finanziell unterstützen,
soweit ihnen das möglich ist.
Nachdem in all den Jahren so gut wie nie Berichte über Kosova bei uns zu lesen waren, habe ich die Möglichkeiten des Internet zu nutzen begonnen . Seit Anfang April bekomme ich nahzu täglich Informationen. Ich bin in Kontakt gekommen mit verschiedenen Menschenrechtsorganisationen und mit Parteien der Kosova-Albaner. Ich verfolge sehr interessiert, was NATO, UNO, USA, Europäische Union und unser Außenministerium in Bezug auf Bosnien, Kosova und Albanien unternehmen.
Dabei fällt mir ein Widerspruch auf:
Die Innenpolitik hängt der außenpolitischen Entwicklung und speziell der Entwicklung in Kosova hinterher !
Meiner Meinung nach waren schon früher, und sind in der derzeitigen Lage besonders, Abschiebungen nach Serbien und nach Kosova unmenschlich und auch nicht verantwortbar - jedenfalls für mich nicht - vor Gott.
Durch Zusendung von Informationen hatte ich versucht, das dem Landratsamt
Dillingen, speziell dem Ausländeramt deutlich zu machen. Trotzdem
wurde ausgewiesen .
Einer der bisher fünf aus Wertingen Abgeschobenen wurde in
Belgrad bei seiner Ankunft verhaftet und verurteilt. Inzwischen (nach Stand
vom 6. Oktober) befindet er sich in Mitrovica / Kosova im Gefängnis.
Weder seine Angehörigen noch ein Rechtsanwalt können ihn besuchen.
Der Grund für seine Verurteilung konnte noch immer nicht in Erfahrung
gebracht werden.
(Siehe dazu auch Wertinger Zeitung vom 25.9.1997)
Ich befürchte, daß Ähnliches bei weiteren Abschiebungen
aus Wertingen eintreten wird. Es gibt mehr als genug "Vorfälle", die
zeigen, daß Menschenrechte, Gesetze und Vereinbarungen von serbischer
Seite nicht eingehalten werden. Vor allem deshalb bin ich zu der Meinung
gekommen:
Was dort nicht zu finden ist, sind vor allem die persönlichen "Quintessenzen" aus Gesprächen mit Kosova-Albanern, mit Leuten, die sich mit Asyl und Asylsuchenden beschäftigen, mit der Bevölkerung - auch Leuten, die gegen Ausländer eingestellt sind.
Den Ausdruck einer meiner WWW-Seiten füge ich bei.
Weitere Informationen aus und über Kosova können Sie über
das Internet bekommen, zum Beispiel unter
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Plarre
Unterstützerkreis Asyl Wertingen
Internet http://www.dillingen.baynet.de/~wplarre
ANLAGE
Die Kopie eines Schreibens der Gesellschaft für bedrohte Völker - heute erhalten - füge ich ebenfalls bei.
Herrn Manfred Kanther
Graurheindorfer Str. 198
53117 Bonn
Betreff: Abschiebungen von Kosova-Albanern aus Wertingen, Landkreis Dillingen a.d. Donau
Das Wichtigste: Besim Makici (Makiqi), einer der vier am
16. 9.1997 Abgeschobenen, sitzt
derzeit in Mitrovica / Kosova im Gefängnis.
Der Grund seiner Haft und sein persönliches Befinden sind nach wie
vor
unbekannt.
Bei weiteren Abschiebungen ist ein ähnlicher "Ausgang" zu befürchten.
Wenigstens in den nächsten Monaten sollen keine Abschiebungen erfolgen.
Abschiebestopp für Kosova-Albaner !
Sehr geehrter Herr Bundesinnenminister Kanther,
ich wende mich an Sie aus Anlaß der am 16. September 1997 erfolgten Abschiebungen aus Wertingen - und vor allem, weil ich weitere Abschiebungen befürchte.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Plarre
Unterstützerkreis Asyl Wertingen
Internet http://www.dillingen.baynet.de/~wplarre
ANLAGE
Die Kopie eines Schreibens der Gesellschaft für bedrohte Völker - heute erhalten - füge ich ebenfalls bei.
Keine Abschiebungen nach Kosova und FRY in
den nächsten Monaten !
Wertingen October 14 1997
Dr. Günther Beckstein
Bavarian Minister of the Interior and
Member of the State Synod of the Lutheran Church
in Bavaria
Odeonsplatz 3
80539 München
Abstract: Besim Makici (Makiqi), one
of four men deported on September 16, 1997,
is currently imprisoned at Mitrovica/Kosova.
The reasons for his detention are still unknown.
In further cases of deportation a similar "outcome" is to be feared.
At least within the next several months no more deportations should be
carried out.
Stop the deportation of Kosova-Albanians
Dear Dr. Beckstein, Minister of the Interior and Member of the State Synod,
I'm turning to you on the occasion of the deportations from Wertingen carried out on September 16, 1997 - mainly because I fear there will be further deportations.
For the past five years I have committed myself
to work on the question of political asylum and I have established intensive
relationships with refugees from Yugoslavia - almost all of them from Kosova
- who have found a temporary home in Wertingen itself and the surrounding
area. The
"Unterstuetzerkreis Asyl Wertingen" (Asylum Support
Group Wertingen) was founded in 1992 and has brought together representatives
of the City of Wertingen, the churches, schools and welfare organisations
as well as many individual citizens to encourage a positive living together
of asylum seekers and the local population. The operation has been a particular
success in the difficult initial phase and has continued to be rather successful
ever since. With the help and support of the population and local companies
we have been able to provide many with a place to work and a place to stay.
I do not wish to elaborate on the implementation
of and argumentation within the procedure for recognition of asylum seekers,
but I have come across several individual cases which have made me wonder
about our democratic welfare state which is currently also a state of cuts.
Under
the current jurisdiction, many of the "first
generation" asylum seekers have now become obliged to leave. From many
talks over the past years I have learnt that most of the Kosova-Albanians
in question would prefer returning to their home today rather than tomorrow,
if only they could
expect a life in human dignity and legal
stability. I know from those who have found work here that they are striving
to support their families at home and through a relief fund they are striving
to do the same for other country men as best they can.
Since in all those years hardly any news about the Kosova region have been published in our media, I have begun to make use of the Internet. Since early April I have been receiving information on the issue on an almost daily basis. I have established contacts with several human rights organisations and political parties of the Kosova-Albanians. It has been interesting to learn how NATO, the United Nations, the European Union and our Secretary of Foreign Affairs have reacted to the developments regarding Kosova and Albania. However, our domestic policies are lagging far behind the development of our foreign policy as far as Kosova is concerned.
It has always been my firm conviction that in the current situation deportations to Serbia and Kosova are inhuman and irresponsible - before God.
By sending information material I have tried to make this clear to the district authorities at Dillingen in general, and their department concerned in particular. Still, people have been deported.
One of the five men who have so far been deported
from Wertingen was arrested upon his arrival in Belgrade and was
subsequently convicted. According to the latest available information dated
October 6, 1997, he is detained at Mitrovica/Kosova. Both his lawyer and
family have been denied access to the prisoner. The charges on which his
conviction was based are still unknown.
(cf. Wertinger Zeitung, September 25, 1997)
I fear that similar things will happen, if more people from Wertingen are deported. There have been enough "incidents" which have proved that human rights, laws and agreements are not respected by the Serbian side. This in particular has led me to the conclusion that
Part of the information which has led me to this
conclusion can be retrieved from my home page under http://www.dillingen.baynet.de/~wplarre
What cannot be found on this page is the personal
"essence" drawn from my conversations with Kosova-Albanians, with people
who have become involved in the issue of political asylum and with the
general public, even with people who display a negative attitude towards
foreigners.
Attached please find a print-out from one of my WWW-pages.
You may find more information from and about Kosova on the following internet-services
Sincerely yours
Wolfgang Plarre
Unterstützerkreis Asyl Wertingen
Internet http://www.dillingen.baynet.de/~wplarre
attached
Copy of post from Society for Threatened Peoples (Gesellschaft fuer bedrohte Voelker) - received today - attached too
Graurheindorfer Str. 198
53117 Bonn
Subject: Deportations of Kosova-Albanians from Wertingen
Abstract: Besim Makici (Makiqi), one
of four men deported on September 9, 1997,
is currently imprisoned at Mitrovica/Kosova.
The reasons for his detention are still unknown.
In further cases of deportation a similar "outcome" is to be feared.
At least within the next several months no more deportations should be
carried out.
Stop the deportation of Kosova-Albanians
Dear mister Kanther, Minister of the Interior,
I'm turning to you on the occasion of the deportations from Wertingen carried out on September 16, 1997 - mainly because I fear there will be further deportations.
Sincerely yours
Wolfgang Plarre
Unterstützerkreis Asyl Wertingen
Internet http://www.dillingen.baynet.de/~wplarre
attached
Copy of post from Society for Threatened Peoples (Gesellschaft fuer bedrohte Voelker) - received today - attached too
Stop all deportations to Kosova and FRY !