Landkreis Dillingen Erneut hat sich jetzt das Schullandheim in Bliensbach als „Vorzeige“-Einrichtung erwiesen. Denn mit dem dort entwickelten besonderen Integrationsprojekt für junge Menschen mit ausländischen Wurzeln fördert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erstmals überhaupt ein solches Vorhaben im Landkreis. Zielgruppe des auf drei Jahre angelegten Programms mit einem 150000 Euro großen Fördertopf sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen zwölf und 27 Jahren. Das Projektbüro befindet sich in Dillingen.Dass dem federführenden Trägerverein unter der Leitung von Verena Bürkner abermals ein vielversprechendes Projekt zur Förderung junger Menschen gelungen ist, brachten Politiker, Mandatsträger sowie Vertreter des bayerischen Dachverbands der Schullandheime bei einem Gespräch in dem 96-Betten-Haus immer wieder zum Ausdruck. Theorie und Praxis standen bei der Veranstaltung mit einem überaus zufriedenen Landrat Leo Schrell in enger Nachbarschaft: Während die Gäste die notwendigen Integrationsbemühungen unterstrichen, „übten“ sich nebenan 18 Schüler der Klasse 10c in bürgerschaftlichem Engagement. Mit ernstem Hintergrund: 13 der jungen Damen und Herren von der Mittelschule Lauingen sind zugewandert und machen mit bei dem eigens konzipierten Demokratie-Wochenkurs „Kommunalpolitik zum Anfassen“.Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. „Wir reden nicht nur darüber, sondern praktizieren das Tag für Tag“, betonte Referent Matthias Grätsch. Das ausgearbeitete Programm gibt sich vielfältig und mit interessanten „Highlights“ angereichert. Spätestens beim Besuch der zuvor geprobten „echten“ Sitzung im Gemeinderat von Buttenwiesen zeigt sich, wie wichtig den Initiatoren „der Umgang mit unserer Streitkultur“ erscheint. Den Erfahrungen von Grätsch zufolge kommen solche praktischen Ausflüge „in die gelebte Demokratie“ bei den Eleven gut an.Zudem würden die Schüler die hier vorhandenen demokratischen Verhältnisse erst richtig zu schätzen wissen „wenn wir zu Beginn des Kurses eine Diktatur mit allen negativen Begleiterscheinungen simulieren, die ja auch in einem Teil Deutschlands noch vor 26 Jahren geherrscht hatte“. Dabei würden sie zum Beispiel bewusst mit Zensur konfrontiert. Leichte Ansätze dafür finden sich seit einiger Zeit in dem europäischen Land, aus dem die Projektleiterin Réka Kovács kommt. Wegen ihrer ungarischen Abstammung und einem langem Aufenthalt in Südtirol bringt die Diplom-Sozialpädagogin wohl ganz spezielle Qualifikationen in dieses Amt mit: „Ich weiß, wie man sich als Kind in einem fremden Land und ohne Sprachkenntnis fühlt“, warf die junge aktive Handballerin in den Raum. Man müsse den jungen Menschen zeigen, „wie vielfältig unsere Kommunen sind.“Weil der Projektträger auch auf den fehlenden Nachwuchs bei den Vereinen hinweist, warb die Expertin um den Austausch mit Vereinen oder der Feuerwehr und etwa dem BRK: „Bitte öffnen Sie Ihre Türen.“ Dafür appellierte auch Geschäftsführer Hubert Götz, der Integrationsmöglichkeiten „nicht nur beim Fußballspiel, sondern auch bei anderen Vereinsaktivitäten“ sehen wollte.Da brachte Bürgermeister Willy Lehmeier die Jugendzentren ins Spiel, welche die Hemmschwelle zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund senken könnten. Dazu müssten auch bessere Sprachkenntnisse beitragen, war sich Pädagogin Gabriele Buberl sicher. Ein gewisser Wortschatz sei beim Eintritt in einen Verein notwendig, betonte die erfahrene Sprachspezialistin, die schon vor über 20 Jahren zuwandernde Menschen betreut hatte. Nebenan im Schulraum gab es derweil kaum Kommunikationsprobleme. Jetzt sei erst mal kurz Pause, verständigte man sich unter Klassenleiter Markus Stuhler.von Günter StauchWertinger Zeitung vom 10.12.2015nach oben“Zukunft gemeinsam gestalten”… ist eine Initiative des Trägerverein Schullandheim Bli-ensbach e.V.,entstanden aus dem Arbeitskreis Migration im Landkreis Dillingen a.d.Donau.... gefördert vom BAMF ab Ende 2015 für die Dauer von drei Jahren,ist ein Beitrag zur gesellschaftlichen und sozialen Integrationvon Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrundim Landkreis Dillingen a.d.Donau.Ziele:- Stärkung der gegenseitigen Akzeptanz und - Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts vor allem im Landkreis Dillingen a.d.Donau. - Verbesserung der wechselseitigen Akzeptanz von Zugewanderten und Einheimischen. Zielgruppe: Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 27 Jahren mit Migrationshintergrund und mit Bleiberecht oder –perspektive. Die Arbeit in unserem Projekt Zukunft gemeinsam gestalten1. koordiniert und fördert die Zusammenarbeit zwischen Organisationen, Verbänden, Kommunen und Schulen.2. Der Verein wirbt für die Projektthemen, vermittelt und organisiert Veranstaltungen. 3. Wir haben Angebote in ein- oder mehrtägigen Veranstaltungen und Kursen im Schullandheim oder des Hauses.Ein großes Anliegen in unserer Arbeit ist die außerschulische Jugendarbeit und die Zuwendung zu den jungen Erwachsenen besonders bei den Projektthemen „Demokratie lernen und wertebezogen (er)leben“, „Bürgerschaftliches Engagement“ und „Kult(o)r- und Nat(o)urbus Schwäbisches Donautal“.Demokratieluft schnuppern beim Gemeinderat ButtenwiesenBundesförderbetrag für den Trägerverein des Schullandheims BliensbachDer Münchner Amokläufer David S. mit iranischen Wurzeln war 18 Jahre alt, der Selbstmordattentäter von Ansbach, ein abgelehnter Asylbewerber, war 28, und die Axtattacke in einem Zug bei Würzburg beging ein unbegleiteter Flüchtling aus Afghanistan, 17 Jahre jung. Die Ereignisse schocken derzeit die Welt. Die Täter waren Jugendliche und junge Erwachsene. "In diesem Alter sind auch unsere Leute, und viele haben auch ausländische Wurzeln", sagt Réka Kovács, die 33-jährige Sozialpädagogin aus Höchstädt. Dass solche schrecklichen Taten in der Region nicht passieren, dafür hat der Trägerverein Schullandheim Bliensbach ein Projekt entwickelt, das sich an junge Menschen mit ausländischen Wurzeln im Landkreis Dillingen richtet. Mit 150000 Euro - auf drei Jahre verteilt - unterstützt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) dieses Konzept mit dem Titel "Zukunft gemeinsam gestalten". Gerade zugewanderte junge Leute und solche, die schon immer in der Region wohnen und Migrationshintergrund aufzeigen, sollen erreicht werden. Eine große Aufgabe für Réka Kovács.Die 33-jährige Diplom-Sozialpädagogin hat selbst ausländische Wurzeln, wuchs in Südtirol und in Ungarn auf, studierte in Brixen und Bozen Sozialpädagogik, arbeite zehn Jahre in der norditalienischen Wahlheimat mit Behinderten. Seit drei Jahren lebt die junge Frau im Landkreis Dillingen - der Liebe wegen. Hier kommt sie ganz nah an die Jugendlichen heran - in Höchstädt baute sie das brachliegende Jugendhaus wieder auf, in Dillingen arbeitet sie ebenfalls mit jungen Leuten. Über 90 Prozent der Jugendtreff-Besucher haben ausländische Wurzeln.Wie Réka Kovács. "Als Migrantenkind habe ich mich aber nie gefühlt," erzählt Réka Kovács. Der Beruf ihres Vaters - er war Profihandballer - führte die Familie immer wieder ins Ausland. Sie könne mit den Jugendlichen anders reden, als Eltern es mit ihren Kindern vermögen. Gerade jetzt nach den Anschlägen und dem Amoklauf besteht viel Gesprächsbedarf, sind die jungen Leute hin- und hergerissen, kämpfen mit Ängsten und haben tausend Fragen, wie: "Wohin geht die Welt?". Die Sozialarbeiter begegnen den Jugendlichen grundsätzlich mit Respekt und mit Menschlichkeit, "egal, was sie ausgefressen haben". Jeder sei willkommen. Gleichzeitig herrschen im Jugendtreff strikte Regeln. Das wissen alle genau.Für Réka Kovács ist die Arbeit ein Traumjob. Bei einer Tasse Tee oder Kaffee erfährt sie, was in den Köpfen der Jungen vorgeht. "Sie sind sehr ehrlich und sagen offen, was sie denken." So spürt sie schnell, wenn "was im Busch ist". Dann nimmt sie sich besonders viel Zeit. Entstanden ist die Idee des neuen Projekts bereits vor zwei Jahren, vor den Amokläufen. Damals strandeten die ersten Flüchtlinge im Landkreis. Aus dem Arbeitskreis Migration heraus wurde das Jugendintegrationsprojekt entwickelt. Zum ersten Mal überhaupt fördert das BAMF ein derartiges Programm. Warum? Weil der Verein unter der Federführung von Hubert Götz bereits im Oktober 2014 ein Antragskonzept einreichte, das alle überzeugte. Götz: "Das geschah auch in Abstimmung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration."Dass es Handlungsbedarf gibt, offenbarten die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen. "Wir können Amokläufe nicht verhindern, aber den jungen Menschen alternative Wege aufzeigen", so Kovács. Das Projekt ist ein Beitrag zur gesellschaftlichen und sozialen Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von zwölf bis 27 Jahren mit Migrationshintergrund und mit Bleiberecht oder -perspektive. Götz: "Wir wollen die gegenseitige Akzeptanz stärken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, zwischen Zugewanderten und Einheimischen."Zahlreiche Angebote können mit dem Zuschuss finanziert werden. Der "Kult(o)ur- und Nat(o)urbus bringt die jungen Menschen zu Museen, Schlössern und Veranstaltungen. Sie können in Seminaren "Demokratie lernen", eine Fahrradwerkstatt aufbauen, im Seilgarten klettern oder beim Gitarrenfestival den Körper als Instrument erleben. Ganz umsonst gibt es die Angebote allerdings nicht. Denn das wissen die Verantwortlichen schon lange: "Was nichts kostet, ist auch nichts wert." Donau Zeitung vom 02.08.2016“Wir können Amokläufe nicht verhindern”Die Sozialpädagogin Réka Kovács leitet ein neues Projekt, das Jugendlichemit ausländischen Wurzeln besser integrieren helfen soll. Von Bärbel Schoen Die Deutsche Einheit hat die Zeit des Kalten Krieges beendet. Dass die lange Zeit des Friedens durch Menschen aus Ost und West möglich wurde, durch die friedliche Revolution, das ist etwas Besonderes. "Sich daran zu erinnern ist wichtig, sonst verlieren wir etwas Wertvolles", antwortet Professor Dr. med. Jürgen Kleditzsch auf die Frage von Dr. Madeleine Petschke von der Deutschen Gesellschaft in Berlin. Der 72-Jährige war Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR, unter anderem Minister für Gesundheitswesen in der Regierung de Maizière.Der Zeitzeuge erzählt den Jugendlichen vom Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland. Er, der aus einem Land kommt, in dem es keine freien Wahlen gab, fordert sie auf, wählen zu gehen. Weil sie sonst den Gegnern ihre Stimme zuspielen. Die jungen Leute sind berührt, als er ganz offen davon spricht, dass jeder in seiner Familie wusste, dass sie im Haus vom Staatssicherheitsdienst abgehört wurden, weshalb wichtige Gespräche beim Spaziergang mit dem Hund geführt wurden. Dass sie nicht an Flucht dachten, weil sie wussten, welche Folgen das für die Zurückbleibenden gehabt hätte. Er spricht vom Verrat durch Bekannte an die SED, dann von der Euphorie im Jahr 1989 und später von der großen Welle der Enttäuschung. Und davon, dass die Politik ihre Aufgabe vernachlässigt, den Menschen ihr Vorgehen zu erklären, was von vielen politischen Gruppen für rechtsradikale Zwecke genutzt wird.Knapp 20 Auszubildende der Firmen Grünbeck in Höchstädt, Erwin Müller und Romakowski (Buttenwiesen), der Molkerei Gropper (Bissingen), der Sparkasse und der Firma Röhm (Dillingen) und der VG Wertingen befassten sich von Montag bis zum Freitag intensiv mit dem Thema "Europa". Im Rahmen des Jugendintegrationsprojekts "Zukunft gemeinsam gestalten" veranstaltet der Trägerverein Schullandheim Bliensbach das Seminar, das mit der Verleihung des Europäischen St.-Ulrichs-Preises an Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble am heutigen Nachmittag endet. Was ist die europäische Idee, wie funktioniert die Europäische Union (EU) und vor welchen Herausforderungen steht sie? Wie stellt sich die europäische Flüchtlings- und Asylpolitik aus der Sicht des Landkreises Dillingen dar? Wie bildet das christliche Menschenbild die Grundlage des Handelns und warum ist die Religionsfreiheit nicht verhandelbar?Anhand von Führungen durch das Schloss Höchstädt sowie die Umweltstation Mooseum Bächingen erhalten sie weitere bleibende Eindrücke. Die jungen Leute haben zwar im Sozialkundeunterricht schon vieles über die Themen gehört, doch jetzt können sie sich ein ganz anderes Bild über die Vorgänge machen, sind sich Laura Ricciardi aus Lauterbach (Sparkasse Dillingen) und Nathalie Gerneth aus Geratshofen (Erwin Müller) einig. Den "Brexit" finden beide nicht gut. "Die haben wohl nicht richtig nachgedacht, was es für Folgen hat", meint Laura. "Aber es ist deren Entscheidung", ergänzt Nathalie. Als Vorteil der EU sieht Manuel Schuster aus Höchstädt, dass die Gemeinschaft gestärkt und die Wirtschaft angetrieben wird. Der Zusammenhalt der Länder, die sich auch gegenseitig helfen, bildet nach Meinung von Sara Eisen aus Donaumünster (Firma Gropper Bissingen) eine wichtige Grundlage für ein friedliches Miteinander in der Zukunft.Donau Zeitung vom 15.07.2016Wie betrifft Europa unsere JugendIn einem Seminar beschäftigen sich Auszubildende gerade eine Wocheintensiv mit diesem Thema. Was berührt sie? Von Brigitte BunkEuropa - Seminar:zum Blogeintrag: http://blog.erwinmueller.de/