Wertinger Zeitung vom 10.03.2017Abschied von Hans-Günther von ZastrowEin engagierter Senior ist unerwartet gestorbenAls liebenswürdigen, interessierten und engagierten Senior kannten die Wertinger den unerwartet am 27. Februar verstorbenen Hans-Günther von Zastrow, der am kommenden Samstag auf dem Familiensitz in Roggden zu Grabe getragen wird. Die ungewöhnlich beeindruckende und spannende Lebensgeschichte des 86-Jährigen steht für die Generation der im Zweiten Weltkrieg Vertriebenen, die trotz des Verlustes der Heimat den Weg in ein erfolgreiches und erfülltes Leben gefunden haben.Hans-Günther von Zastrow ist auf dem großelterlichen Gut Palzig in der Mark Brandenburg 90 Kilometer östlich von Frankfurt/Oder im heutigen Polen aufgewachsen. 1945 wurde die Familie vertrieben - der 14-jährige Hans-Günther lenkte den Treck, in dem Großmutter, Mutter und Geschwister saßen, nicht aber der Vater, ein General, der in russischer Kriegsgefangenschaft war. Am Vortag der Bombardierung erreichte der Treck Dresden - die Flüchtlingsfamilie erlebte und überlebte dort die in die Geschichte eingegangene Schreckensnacht unbeschadet.Ihren ersten Halt fand die Familie dann in Hamburg, wo sie ein Kolonialwarengeschäft eröffnete. Erst 1955 kehrte der Vater des Verstorbenen aus der Gefangenschaft zurück. Als absehbar war, dass es kein Zurück mehr in die Heimat gab, arbeitete Hans-Günther von Zastrow unter anderem ein Jahr in einem Kohlenbergwerk, bis er über Umwege in Stuttgart bei Daimler Benz ein berufliches Zuhause fand. Hier war er zuletzt 40 Jahre lang als Leiter der Daimler Benz-Niederlassung in Augsburg beschäftigt.1980 erwarb die Familie ein Mühlen-Anwesen bei Roggden, das heute Familiensitz ist. Hans-Günther von Zastrow engagierte sich über seinen Beruf hinaus ehrenamtlich als Vorsitzender des Regionalverbandes Schwaben der Johanniter Unfallhilfe. Auch während seiner Pensionierung brachte sich von Zastrow ehrenamtlich ein. Zusammen mit seiner Frau Brigitte von Zastrow-Marcks fuhr er "Essen auf Rädern" für die Johanniter aus. Und er folgte dem Aufruf von c Landrat Leo Schrell, Jugendliche als Pate zu stützen. Acht Jugendliche betreute Günther von Zastrow väterlich, half ihnen auf dem Weg in die Ausbildung und darüber hinaus.Bei der Beerdigung am morgigen Samstag, 11. März, werden zahlreiche Freunde und Wegbegleiter des Verstorbenen erwartet. Die Familie nimmt mit Ehefrau Brigitte, drei Kindern und Schwiegerkindern, zwölf Enkeln und einem Schwiegerenkel Abschied.Wertinger Zeitung vom 17.03.2017Jubiläum "Hans im Glück" dank der Seniorenakademie Senioren im Landkreis Dillingen helfen jungen Menschen auf den richtigen Weg Von Ulrike HaukeLandkreis Dillingen Hans heißt nicht wirklich Hans, der junge Mann möchte anonym bleiben. Denn er sorgt sich um den erfolgreichen Fortlauf seines noch so jungen Lebens, welches sich erst dank seines ganz persönlichen "Seniors", Hans-Günther von Zastrow, positiv entwickeln konnte. Von Zastrow war bis vor Kurzem ein Mitglied der Seniorenakademie in Bliensbach, die Jugendliche mit Schwierigkeiten im persönlichen Umfeld oder schulischen Leistungen betreut und nächste Woche ihr fünfjähriges Jubiläum feiert.Die Empfehlung des heute 80-jährigen lautet, "…dass viel mehr Menschen, die im Alter noch ihre fünf Sinne beisammen haben, da mitmachen." Jugendliche mit Problemhintergrund werden von den "Senioren" begleitet und beraten, nicht selten bieten sie auch moralische Unterstützung bei der Suche nach Praktikas und Ausbildungsplätzen an. Oft reichen die Kontakte weit darüber hinaus. So auch bei "Hans" und Hans-Günther von Zastrow. Die Zwei treffen sich bis heute hin und wieder und reden, obwohl die Betreuungsphase schon längst Geschichte ist.Als Hans in die Pubertät kam, begannen seine Probleme. Er hatte keinen Bock mehr auf Schule, Zuhause gab es Spannungen zwischen ihm und den Eltern. c "Bei der Schreinerlehre nach der Schule hieß es gleich wieder, zwölf Monate lang das Berufsgrundschuljahr zu bestehen, das habe ich aber versemmelt." Durch die Misserfolge sei er erst recht bockig geworden. Negativer Einfluss von schlechten Freunden kam hinzu, erzählt Hans heute. Lautstarke Auseinandersetzungen daheim wurden mehr, sein Frustbarometer wuchs. "Meine Eltern wollten, dass ich einen zweiten Versuch in der Berufsschule starte, wovon ich wenig begeistert war", blickt Hans auf diese Zeit zurück. Es wurde alles noch schlimmer. "Ich hab' blau oder auf krank gemacht, hab' meine Eltern und Lehrer angelogen, hab' Unterschriften gefälscht."Aus heutiger Sicht will Hans nicht ausschließen, dass er leicht ins kriminelle Milieu hätte abrutschen können. Schulverweise trudelten Zuhause ein, die Streitigkeiten nahmen zu. Er sagt von sich selbst: "Ich hab' total dicht gemacht." Durch glückliche Fügungen wurde der "Senior" Hans-Günther von Zastrow auf den Jungen aufmerksam gemacht. Dieser erinnert sich: "Wir haben geredet, uns gegenseitig zugehört, aber auch Klartext reden über seine Zukunftsaussichten war ein Mittel, Zugang zu ihm zu bekommen." Der ehemalige Niederlassungsleiter eines Automobilkonzerns nutzte seine Verbindungen. Ein gemeinsames Treffen mit dem Leiter eines Berufsbildungszentrums ergab, Schreiner sei der falsche Berufsweg, Metallbauer die bessere Alternative. Und siehe da, mehrere Praktikas, vom "Senior" von Zastrow ermittelt, schloss Hans mit guten Beurteilungen und Noten ab. Er schöpfte daraus Zuversicht und Selbstvertrauen: "Ich hab gemerkt, dass ich kein Versager bin, dass ich was kann." Seinen dritten Versuch für eine Lehrstelle managte er schon alleine. Diese Ausbildung hat er zwischenzeitlich erfolgreich abgeschlossen, die Zulassung der Handwerkskammer für den Meisterbrief hat er bereits in der Tasche. So konnte also dank der Hilfe und der Kontakte, die der "Senior" für ihn nutzte, aus dem "Hans" ein "Hans im Glück" werden. "WochennotizInformationen und Kontakt über Hubert Götz, Telefon 09071/51-184, Mail: hubert.goetz@landratsamt.dillingen.de, oder über Gerhard Zimmermann, Telefon 09071/5893-64, Mail: gerhard.zimmermann@landratsamt.dillingen.deHans-Günter von Zastrow